Der polnische Kommissar

2. Die Leiche

„Das mit der Seelenruhe ist reine Hypothese. Aber wenn Sie Recht haben, dann noch in aller Seelenruhe hier aufzuräumen.“
„Das glaube ich jetzt wieder weniger, Chef.“
„Die haben nicht aufgeräumt?“
„Nee“, jetzt wird Lydia aber ungeduldig. „Überlegen Sie sich mal! Die kommen hier `rein. Es passiert irgendwas, weshalb die ausflippen und die Alte abstechen und erschießen. Glauben Sie, dass die hinterher noch die Ruhe und den Überblick haben, sowas wie ´nen völlig geordneten Rückzug anzutreten.“
„Sich sogar um die Splitter von diesem komischen Aschenbecher da kümmern“, legt Lydia noch nach.
„Glaube ich nicht, Chef. Die sind mehr oder weniger im Stress und in Panik hier raus.“
Doch ist die Kriminalassistentin noch nicht fertig.
„Eigentlich müsste hier ja jetzt irgendwo da Projektil stecken.“
„N´klar, nur“ – „seh´ aber nirgends was, was wie´n Einschuss aussieht.“
„Warten wir ab, bis die Spurensicherung“ – „ähem Chef, glaub´ ich nicht. Wenn das Dingen nicht zufällig doch im Körper steckt, wird´s kein Projektil geben.“
„Wie?“
„Ich mein´, wir werden keines finden.“
„Meinen Sie, das hat auch schon einer weggeräumt?“
„Nee, unser Schütze hat das Dingen abgefangen.“
Das maßlose Erstaunen des KHK nimmt die Kriminalassistentin gar nicht zur Kenntnis. Denn sie ist weiter mit Ausmalen des Szenario befasst.
„Wenn ich ´ner abgehackten Rübe von oben ´nen aufgesetzten Kopfschuss verpasse, hab´ ich eigentlich nur zwei Möglichkeiten.“
„Sie legen den Kopf auf irgendwas drauf. Dann setzen Sie den Lauf auf.“
„Dann flutscht das Projektil aber in das rein, wo der Kopf drauf gestanden hat.“
„Oder gegengelehnt hat.“
„Und davon seh´ ich hier nix.“