Der polnische Kommissar

8. Die Einvernahme

… intensive sexuelle Reize unter Wasser, Angänge der hohen Kunst der Aquaerotik. Wenn jetzt ein bisschen Reue für die vielen, vielen Gemeinheiten aufgekommen sein sollte, wär´s sicher passend.
Im Vorher-Nachher-Vergleich ist die Liebholdt nicht wiederzuerkennen.
Der Versuch, sich dem Phänomen anzunähern, führt erstmal zu der Erkenntnis, dass die Liebholdt jetzt, mit den klätschnassen, dünnen Haaren, die Dauerwelle ist natürlich Flöten, und ohne Schminke aussieht wie eine wenigstens 75 Jahre alte Omma.
Doch auch die „Tiefen“-Psychologie hat ihre Wirkung nicht verfehlt.
Reines Heulgesicht, keine Ansätze irgendwelcher abgehobenen Hochnäsigkeit mehr.
Eine der beiden Therapeutinnen braucht nur im Wasser ein bisschen zu plantschen – Zittern durchfährt diesen Schlangenkörper.
Heulen, nicht mal unterdrücktes Heulen, sehr gut – für den Anfang.
Beste Voraussetzungen, als die Liebholdt dann vorgeführt wird.

Die Liebholdt hat Gefangenenwäsche angezogen bekommen. Vor allem Unterwäsche für weibliche Gefangene. Durfte aber auch ihren lächerlichen BH anlegen. („Wofür eigentlich?“ – Also gut, die Frage wird KHK Braun jetzt mal nachgesehen. Übermüdung.)
Auf dem Flur vor dem Vernehmungszimmer ein Nacht-Szenario.
Eine von den drei ASC 6002 über Audiofein, Yamaha-Endstufe und Acapella Minor-Boxen. Besorgen perfekte Akustik. Die der Zeugin zu jeder Zeit in Präsenz erhält, welche Misslichkeiten sie zu vergegenwärtigen hat, sollte ihre Bereitschaft zur Kooperation nachlassen.
Eine ältere Aufnahme. Gar nicht von dieser Nacht. Jedoch besonders gut. Daher von der – im Übrigen völlig begeisterten – Direktorin der Haftanstalt selbst ausgesucht. Da schreit nämlich eine – und das war nicht einstudiert und klingt deshalb unübertroffen authentisch – gut vernehmlich: „Ich fick Dich“, „boah, ich bring Dich um“, „boah, ich fick, fick, fick Dich, geile Sau“ – ja – und Gleichlautendes, worauf, chorartig, entsetzliches Angstgeschreie einsetzt.