12. Die Opfer
Während der gesamten Zeit wirken natürlich die Patienten der 8C auf sie ein. Sind immer noch 16 davon.
Dasselbe Elend wie am Samstag.
Liegen blass, teilnahmslos, entkräftet in diesen „Siestastühlen“.
Wer auf eigenen Beinen gehen kann, wird gestützt, muss gestützt werden.
Diese leeren Blicke. Diese steifen, verkrampfen Haltungen.
Wer wach erscheint, sitzt da. Redet nicht.
Einige haben Bewegungsstörung. Die Arme, die Hände zittern.
Diese Steifigkeit ist wahrscheinlich auch eine Bewegungsstörung.
Aus unerfindlichen Gründen, das ist dem Team der Kriminalisten nicht entgangen, verbleiben ein paar der Psychiatrie-Viktimen in den Zimmern.
Gelangen nicht in den „Aufenthaltsraum“, den „Speiseraum“.
Die Bt, Beschäftigungstherapie, sieht aus wie eine gigantische Spiellandschaft für Kindergarten- oder Grundschulkinder.
Werden schon mal die einen oder anderen hier rein geschoben.
Was dann passiert, besteht in Musik hören oder die eigentlich ganz nette Frau liest vor.
Erkennbare Reaktionen? Keine.
Am dramatischsten aber die Menschen in diesen Liegestühlen. Wie lebende Präparate. Und was um Himmels Willen soll das mit Psychogeriatrie zu tun haben. Diese Bedauernswerten sind einfach nur fertig. Krank. Richtig krank. Das liegt doch nicht an deren Psyche, an deren Gehirn, oder?
Lydia nimmt zur Kenntnis, dass ihr Chef längst nicht mehr bei der Sache ist. Wie vorigen Samstag auf dieser Psychohölle 9A.
Schön, sie hatte ihn ja gewarnt. Also nicht, dass da jetzt Beschwerden kommen. Ist eben nichts für sanfte Gemüter, so eine „Psychiatrie“.
Lydia spürt diese Anspannung, dass da gleich was passiert – da erhebt Ryblan sich plötzlich.
Ryblan redet, schreit laut genug in das Funktelefon, dass Lydia das im Nebenraum gut verstehen kann. Also zumindest einige zentralen Äußerungen wie „…Saustall sondergleichen …“, „… wie lange soll das noch …“, „… nicht mehr hinnehmbar….“, „… endlich dafür ….“, „ … persönlich verantwortlich …“, „ … drei Tage! …“
Na, wenn das so ist. Einem das so gut erklärt wird ….