Der polnische Kommissar

16. Der Richter und sein Henker

Das nach dem Suizid extrem ausgebrochene Gefühl maliziöser Aufgeladenheit weicht langsam dem Empfinden innerer Paralyse. Das erst seit 2 ½ Stunden. Seit Auffinden dieser Seiten.
Kann nicht anders. Muss diesen Umschlag, diese Seiten, mit sich herumtragen. Etwas feucht geworden, dieses etwas – das dem KHK nicht den Seelenfrieden, doch irgendwie so was wie die irdische Gerechtigkeit zurückgeschenkt hat.
Das erste Vorzimmer scheint schon wieder besetzt. Zahnputzbecher, Haarpflegeutensilien am Spiegel. Elektrische Schreibmaschine, unendliche Aufhäufungen an Akten, Aschenbecher, Gläser.
Dicke flockige Asche in dem schweren Kristall. Diese noch andere durchsetzende osmische Wahrnehmung gelangt zu Bewusstsein.
Schwenker, zwei Stück davon – Ascher, wie immer überfüllt.
Vorsichtig gelangen handbeschriebene Blätter zwischen Cognac-Gläser. Abschließende, alles erklärende Erkenntnis, gut gefüllte Cognac-Schwenker. Tabakschwaden durchwehen den Raum.
Mia hom ’s, Herr Oberinspektor.
Hobt´s Eich a bissal vui Zeid gelossn.
Hoid schwierige Eamittlunga, Herr Oberinspektor.
Hosd Di um dei Vodalang vadeant gmacht.
Zum Obaleitnant hom´s di gmacht.
Hom´se aa vuin Dank, Herr Oberinspektor.
Des mid da Wahrheit. Kriegn mia ’s ned raus, bringt ’s de Zeid heraus. Gell?
Freili, Herr Oberinspektor.
De Wahrheit. De Wahrheit, de richtet si oiwei seibsd …

Die unteren Blätter sind feucht. Regenwasser im Briefkasten von Ryblan. Typisch für diesen Trottel.
Oder hatte beim Lesen einfach Wasser drüber gekippt.
Sieht ihm ähnlich. Diesem Schwachmaten.
Binnen Minuten verraucht nicht der Zorn. Doch Kriminalkommissarin Lanolska vergisst alles um sich herum…

… Der Plan B. Ohne die beiden Männer in den schwarzen Uniformen einfach zu erschießen.