Der polnische Kommissar

10. Der Tatverdächtige

Wahrscheinlich waren die beiden endlich damit beschäftigt, das unsägliche Schlachtfeld in dieser Luxuswohnung zumindest so notdürftig in Ordnung zu bringen, dass sie wieder was zum Schlafen vorgefunden haben. Und Krupinski was zum Schreiben. Beim Ordnung schaffen, so was verbindet, mögen die beiden sich näher gekommen sein. Das wird dazu geführt haben, dass die Krupinski erzählt hat.
Lydia denkt zweigleisig. Während Krupinski sich weitschweifig unter Ausstoßen diverser Stoßlaute in Einzelheiten verliert, stellt sie ihm die Frage, deren Antwort sie eigentlich schon kennt.
„Warum, Herr Krupinski, erzählt Ihre Frau Ihnen das jetzt erst?“
„Äh-hem, sind wir einfach nicht drauf gekommen“, lügt der Psychiater.
„Und außerdem haben Sie meine Computer. Ich hatte auch so ´ne Ahnung, dass ich den Kerl kenne – hchähh, Hchähh. Aber dazu hätte ich meine Unterlagen sehen müssen – ämphf.“
„Wo die sind, brauch´ ich Ihnen ja nicht zu sagen.“
„Schön, also Ihrer Frau ist gestern Abend eingefallen, dass sie einen schwer erkrankten Mann kennt, der mit Messern Leute angreift.“
„Ähempf, angreifen wollte. Nur davon geredet, hmpff, hmpff. Hat es immer dabei belassen, in einem Eimer zu spucken und Kopf abhacken zu sagen. Hat deshalb so´n Namen weg. Hänschen mit dem Eimer, äffh. Gehörte aber immer zu den Dreien oder Vieren auf der Unruhe, also, das war eine von diesen 40-Bettenstationen, die für Ordnung gesorgt haben, mhchäch, mhchäch.“
„Wer Schokolade mitgebracht hat, Kaffee, Zigaretten, die hat der beschützt, hmh.“
„Den ließ man am besten in Unruhe. Der soll da immer mit ´nem Eimer gesessen haben, hat rein gespuckt und Kopfabhacken gesagt – hä-äff.“
Lydia sagt nichts mehr. Hätte am liebsten, dass Krupinski die Klappe hält, damit sie eingleisig nachdenken kann. Das muss einer dieser Kandidaten aus der Zeit sein, als sie diese Neuroleptika noch nicht hatten. Also ist der in seinen Wahnvorstellungen hängen geblieben. Trotzdem fehlen Lydia Details.