Der polnische Kommissar

2. Die Leiche

Wieso denn unbedingt? ärgert Ryblan sich.
„Schauen Sie. Erst haben die der das Messer in die Brust gerammt. Müssen übrigens zwei gewesen sein, glaube ich. Das wird die sich kaum gefallen lassen haben.“
Lydia sieht zum Kopf in der rechten Ecke des Zimmers.
„Dann haben sie ihr die Rübe abgehackt und dann die Kugel in den Wirsing geschossen.“
„Könnte auch anders rum gewesen sein. Erst die Kugel in den Wirsing, dann die Rübe abgehackt“, sinniert Lydia weiter.
„Glaube ich aber nicht. Denn schauen Sie, Chef, riesen Blutaustritte an den Einstichen im Thorax. Und aus den Carotiden hat´s auch noch ganz heftig geblutet.“
Carotiden sind die Halsschlagadern. Die haben diese beeindruckenden Blutkoagel am Halsquerschnitt erzeugt.
„Jetzt stellen Sie sich mal vor, Sie ballern ´ne 8 Millimeter“ – „schau an“, mit dem Kaliber ist die Kleine sich auch schon sicher – „in ´nen Kopf. Das Schädeldach kann nicht nachgeben. Der Druck, den das Projektil erzeugt, will irgendwo raus. Und alles im Kopf ist extrem gut durchblutet.“
Lydia überlegt, wie sie das jetzt am besten weiter rüber bringt.
„Sehen Sie her, Chef. Fast überhaupt keine Blutaustritte am Einschuss. So´n Kopf oder das, was drin ist, ist hochgradig durchblutet. Der Kopf muss schon leergeblutet sein, sonst hätten wir viel mehr Blutaustritte.“
Ungeduld ergreift die Kriminalassistentin:
„Also Chef, wenn ich das erklären darf, das Gehirn ist das mit Abstand am besten durchblutete Organ. Da gehen 20 Prozent vom Herzminutenvolumen durch. In ´ner Minute mehr als´n Liter Blut. Und unter´m knöchernen Schädel sitzen jede Menge Venenpolster. Wenn da´n 8 Millimeter-Projektil durchrauscht, zerfetzt das die Venenpolster. Und im Gehirn gibt´s auch nur Matsche. Jede Menge arterielle Blutaustritte.“
Ryblan will erstmal Zeit gewinnen.
„Und dass die von der Spusi was weggeräumt haben, glaub´ ich schon mal gar nicht.“
„Nee, ist ja wie Clementine, nach 60 Grad im Hauptwaschgang.“