Der polnische Kommissar

15. Die Patin

Und richtig, Demir ist auch da. Sitzt zwischen den Herren Stukenbrock, Zilly, Schuster und Kramer. Zieht genau genussvoll an der Shisha. Genau wie die vier Herren und die drei Damen am Tisch.
Die Damen haben jedoch ihre eigene Wasserpfeife.
Kurzum, die Kids ziehen das am besten funktionierende Haschisch-Vertriebssystem auf, dass polizeigeschichtlich je aufgedeckt worden ist
Organisiert und betrieben, von niemand anderem als Hatice.
Lieferungen auf Bestellung.
In anonymen Depots aufzufinden. Früh hat man sich die Nutzung von Funktelefonen zu Eigen gemacht.
Tatsächlich anonyme „Geldübergaben“ in Eisdielen, Mülleimern von Kiosken, Schultoiletten.
Der Kundenstamm muss mehr als zufrieden gewesen sein.
Die Cannabisplatten liegen immer da, wo avisiert
Die geforderten Preise liegen deutlich unter szenetypischem Niveau.
Demir und die anderen Akteure in Haft zu stecken, hätte in genau die falsche Richtung gewirkt. Aus der JVA-Heinsberg wären diese Burschen als Vollprofis entlassen worden.
Also bekommt Demir die Rekordsumme von 1000 Sozialstunden aufgebrummt und muss den Realschulabschluss nachholen.
Zweifelhaft, ob der eine Sozialstunde je persönlich abgerissen hat.
Die Schule wird ohne formale Beanstandungen frequentiert, verzeichnet allerdings einen sprunghaften Anstieg des allgemeinen THC-Konsums.
Einmal landet das halbe Lehrerzimmer auf der Intensivstation.
„Cannabis-Kuchen“ – Demir, respektive Hatice im Hintergrund, hatten sich eigentlich nur bedanken wollen …
Hatice ist die Patin im Hintergrund. Bei aller Falsch- und Verlogenheit. Eigennutz ist nicht, was der jungen Frau vorzuwerfen wäre. Hatice versorgt die Familie. Für die zwei älteren Brüder, mehr oder minder nur in Haft, kann sie wenig tun.
Für die drei älteren Schwestern, längst verheiratet, auch nicht.
Aber für die sechs jüngeren Halbgeschwister, Demir der älteste, muss sie was tun.
Wie das geht, hat in der Sozialisation dieser Familie lange Tradition.