Der polnische Kommissar

15. Die Patin

Und die hoch intelligente junge Frau agiert im vollen Bewusstsein ihrer Verschlagenheit, hat vor Augen, was passieren würde, wenn die Sechs nichts zu essen bekommen, keine saubere und moderne Kleidung, kein Spielzeug, keine Playstation, keinen Nitendo.
Aber, jetzt kommt´s, Schule ist auch wichtig, Kindergarten sowieso.
Weiß Hatice, die selbst die Hauptschule geschafft hat, obwohl sie fast nie da gewesen ist.
Damit sowas funktioniert, weiß Hatice, muss Geld her. Wie, ist ja egal. Hauptsache, das Geld ist da. Und zwar möglichst viel Geld. Für die Familie – ist Überfluss gerade gut genug.
Dann ist da Mehmets Familie gewesen. Und der weitere Gang der Dinge bleibt dem Integrationsbeauftragten und seiner sanften, wiewohl gleichfalls sehr strengen Ehefrau mit dem riesigen Kopftuch überlassen.
Wahrscheinlich hat die Truppe weiter gemacht. Aber so, dass sie nicht mehr aufgefallen sind.
Offensichtlich, wie sich jetzt zeigt. Beste Stimmung!
Die Tür zur BT, der Beschäftigungstherapie, steht auf.
Der Bastelkram in den Regalen ist einer Vielzahl gut gefüllter Flaschen gewichen. Flaschen farbigen Inhaltes. Wenigstens 80 davon.
Frau Wallner, die, die immer sterben will, hat diesen elendigen Morgenrock gegen ein schwarzes Cocktail-Kleid getauscht.
Ryblan hat die Verehrteste erst mal nicht wiedererkannt.
„Na, Herr Kommissar, auch einen?“
„Äih, Anneliese, pass auf, da ist jetzt schon Dein Drittes!“ Hatice wäre nicht Hatice, würde sie ihre Schutzbefohlenen nicht genau im Blick behalten.
Nun wird eindeutig klar, was für Ungeheures passiert sein muss.
Die Familie Koca hat die Station 8C übernommen.
Alkohol, so viel sie vertragen können, „Piece“, bis zum Abwinken.
Was da noch an leckeren Sachen gereicht wird, „Pilze“, „Pappen*, vielleicht ein „Näschen Nasenpuder“, hat in der Psychiatrie ja durchaus Tradition, bleibt erst mal unersichtlich.
Ryblan bestellt einen Martini. Mit Olive. Nicht gerührt, nur geschüttelt.